Pfeif auf die guten Vorsätze, oder?

Ebenso allgegenwärtig wie die guten Vorsätze am Anfang eines Jahres ist ja auch der Spott darüber.

Und der hat sogar Bestseller-Potenzial.

Gestern hatte ich am Bahnhof etwas Zeit totzuschlagen und war deshalb im Buchladen. Das ist zugegeben nicht der ideale Aufenthaltsort für jemanden, der gerade eine Shoppingdiät macht, die Bücher einschließt.

Als Alternative gab es nur einen Bummel durch die Parfümerie Douglas. Aber was soll ich da? Auf die alljährlichen Frühjahrs-Farbkombinationen von Lidschatten & Co falle ich schon längst nicht mehr rein. Nie im Leben werde ich mir rosa, hellblau oder hellgrün ans Auge applizieren. Und Lidschatten in neutralen Tönen sowie Rouge habe ich so viel, dass es die nächsten Jahre reicht.

Also doch Buchladen.

Und dort schrie ein pinkfarbenes Buch mit dem mehr oder weniger schönen Titel „Ich bleib so scheiße wie ich bin“ nach Aufmerksamkeit. Ich würde schon aus Prinzip niemals ein Buch mit einem solchen Titel zur Kasse tragen. Weil ich a) mich nicht scheiße finde und b) etwas daran ändern würde, wenn es so wäre. Wie auch immer. Die Kaufgefahr war also gleich null und so konnte ich auch ein bißchen drin blättern.

Erstes Fazit: Das Buch ist nicht so unintelligent, wie es der Titel vermuten lässt. Aber einige Dinge fand ich schon haarsträubend. Zum Beispiel den Tipp, wenn man zu dick ist, doch in Länder zu fahren, wo die Menschen noch viel dicker sind. Die USA oder Saudi-Arabien zum Beispiel. Weil sich das mit dem Dicksein dann relativiert. Na ja.

Wenn ich unglücklich bin, weil ich  zu viel shoppe, tröste ich mich also damit, dass es Leute gibt, die noch viel mehr shoppen. Und freue mich darüber, dass ich (noch) nicht pleite bin, wie so viele andere? Das kann’s ja wohl nicht sein.

Womit wir beim zweiten Fazit wären: Ich kann der Message des Buches absolut nicht zustimmen. Damit will ich nicht der zwanghaften Selbstoptimierung das Wort reden. Aber erstens glaube ich daran, dass Menschen sich zum Positiven ändern können. Und zweitens bin ich überzeugt, dass man das auch versuchen sollte, wenn man mit bestimmten Dingen in seinem Leben nicht happy ist.

Und damit wären wir wieder beim Anfang dieses Posts: Ich finde, das neue Jahr ist eine schöne Gelegenheit, positive Veränderungen im eigenen Leben in Angriff zu nehmen. Selbst, wenn man am Ende nicht alles durchhält. Irgendetwas bringt es immer.

Außerdem: Wo kommen wir denn hin, wenn wir nicht einmal mehr versuchen, etwas besser zu machen?

Also seid stolz auf eure guten Vorsätze und lasst euch nicht von Leuten abschrecken, die lieber sch… sind und es auch bleiben wollen.

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8 Antworten zu Pfeif auf die guten Vorsätze, oder?

  1. Das ist ja schon die hohe Schule des Konsumverzichts – in ein Geschäft der Versuchung zu gehen und trotzdem nix kaufen. Hut ab!

    lg
    Maria

    • konsumrebellin schreibt:

      Oh, danke, aber so heroisch war das nun auch wieder nicht 😉

      Das Schöne an Büchern ist ja, dass ich weiß: Es wird sie ganz sicher auch im April noch geben, wenn ich dann noch will. Da ist nichts künstlich verknappt wie zum Beispiel bei Mode … wobei mich das nach einem Jahr Shoppingdiät auch nicht mehr wirklich anhebt. Aber sicherheitshalber mache ich da lieber einen großen Bogen um interessante Geschäfte 😉

      Im übrigen habe ich mir angewohnt, sowieso immer erst zu schauen, ob es ein Buch auch gebraucht oder als Mängelexemplar gibt bevor ich es neu kaufe.

      LG
      Jana

  2. Hallo Jana!

    Gebrauchtmarkt finde ich auch gut, das mache ich jetzt seit einigen Monaten, dass ich EGAL BEI WAS immer schaue 1. ob ich eine Lösungsmöglichkeit schon zu Hause habe (Alternative oder Umfunktionierbar) falls nein 2. am Gebrauchtmarkt suche und erst wenn ich da LANGE nichts finde kaufe ich, wenn ich es wirklich brauche (und nicht nur will).

    Ich finde das ist ein guter Weg raus aus dem System.

    lg
    Maria

  3. mathildatanzt schreibt:

    Was ich nicht leiden kann, ist wenn Leute auf schlechte Eigenschaften angesprochen sagen: Ich bin halt so und wem das nicht passt. der soll sich andere Freunde suchen. Ich finde durchaus, dass man sein Leben lang an sich arbeiten kann. Und damit meine ich nicht dünner und reicher zu werden. Ich versuche z.B. seit Jahren weniger direkt zu sein, weniger Witze zu machen, die nicht pc sind, wenn Leute dabei sind, die damit nicht gut umgehen können, besser zuzuhören, weniger egoistisch zu sein…

    • konsumrebellin schreibt:

      Da hast du mal grundsätzlich recht 🙂

      Aber ich finde, dass man den sich dem unerträglichen pc-Terror nicht zu sehr beugen sollte. Es gibt inzwischen einfach zu viele Gutmenschen, die anderen vorschreiben, was gut ist und was man zu sagen und zu denken hat. Das nervt und führt irgendwann dazu, dass man in Holland nicht mehr Nikolaus feiern soll oder ähnliche Dämlichkeiten.

      OK, wie du siehst, ist pc für mich echt ein Reizthema, aber natürlich würde ich auch nicht absichtlich Freunde oder Bekannte mit allem bewerfen, was mir gerade durch den Kopf schießt, wenn ich weiß, dass es sie verletzt.

      Liebe Grüße

  4. Landmädl schreibt:

    Hallo, ich hoffe ich stehe den Konsumverzicht stand. Bei Sachbüchern bin ich nicht so wie du. Nur ab und zu mal ein Reiseführer falls eine Reise ansteht. Liebe Grüße Landmädl

  5. kolrabi schreibt:

    Ich habe das Buch mal gelesen – mich wunderts, warum Bibliotheken nicht genützt werden?? – in einer Bibliothek und fand es amüsant. Ich glaube, vieles darf man nicht so ernst nehmen und ich meine zu wissen, dass das Buch gerade wegen diesem Selbstoptimierungszwang entstanden ist. Es ist gut so wie ich bin, weiß aber, dass ich mich immer ändern kann. 🙂

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