20 Paar Stiefel und mein ganz spezielles project333

Kürzlich stand meine Mama andächtig vor meiner Stiefelsammlung und meinte, das wäre ja ein Vermögen. Wahrere Worte wurden nie gesprochen.Vor allem angesichts der Tatsache, dass sie nur die Stiefel gesehen hatte, die nicht in den Schuhschrank passen.

Aber egal. Recht hat sie. Und zwar in doppelter Hinsicht.

Gute Stiefel sind teuer. Und ich habe für die Sammlung tatsächlich eine Menge Geld ausgegeben. Aber Stiefel sind aus meiner Sicht die einzigen Schuhe, für die sich das wirklich lohnt. Weil man sie garantiert den ganzen Herbst und Winter tragen kann. Und das, wenn man sie gut pflegt, über viele Jahre. Also kosten sie nicht nur ein Vermögen, sie stellen auch eins dar.

Womit wir auch schon bei einem Aspekt des project333-Dilemmas wären. Zumindest wenn man das Projekt in der Originalfassung von Courtney Carver durchziehen will: also 3 Monate lang insgesamt nur 33 Teile (inklusive Schuhe und Accessoires) tragen.

Zum Glück habe ich mich nicht voreilig aus dem Fenster gelehnt, sondern erst ein bisschen Erbsenzählerei betrieben. Mit sehr erhellenden Ergebnissen:

Im September habe ich 60, im Oktober 63 und im November 51 unterschiedliche Teile getragen. Und da bin ich schon halbwegs minimalistisch an die Kleiderwahl herangegangen. Ergo: 33 Teile pro Monat sind wirklich SEHR wenig. Zu wenig für mich. Und 33 Teile für 3 Monate geht gar nicht.

Ich finde es schlicht unsinnig, aus Gründen reiner Zahlenwichserei (Tschulligung für den herben Ausdruck) den ganzen Winter über locker die Hälfte meiner Lieblingsklamotten im Schrank versauern zu lassen. Zum Beispiel meine Stiefel. In meinen Augen ist das pure Ressourcenverschwendung. Und Selbstkasteiung, zu der ich nun mal gar nicht neige.

Aber ich habe immer noch zu viel im Schrank.

Nicht alle Stiefel meiner Sammlung liebe ich heiß und innig. Trotz diverser Declutter-Runden dümpeln noch Hosen, Jacken, Röcke etc. in meinem Schrank herum, auf die ich ohne jegliche Schmerzen verzichten könnte. Weil ich sie sowieso nicht (mehr) anziehe.

Und da sie nicht geneigt sind, von selbst zu verschwinden, muss ich mir  einen Motivationsschub verpassen. Also habe ich Anfang November doch ein project333 gestartet. Aber nach meinen eigenen Regeln, die da wären:

3 Monate keine Klamotten, Schuhe, Accessoires shoppen. Denn offensichtlich habe ich mehr als genug. Ok, leichte Übung nach einem ganzen Jahr Shoppingdiät.

Mindestens 30 Teile ausmisten.

Und für einen einzigen Monat werde ich es doch tun. Weil ich neugierig bin, wie es sich anfühlt: Im Januar wirklich mit nur mit 33 Teilen auskommen.

Jetzt stecke ich bereits mittendrin in meinem project333:

Das Nicht-Shoppen finde ich wieder seeeehr entspannend. Jede Sache, über die man vor Weihnachten nicht nachdenken muss, ist eine Erleichterung und erhöht deutlich den Genuss der Adventszeit.

Etwas schwieriger gestaltet sich das Ausmisten. Aber das hat vor allem zeitliche Gründe. Eigentlich bin ich ziemlich wild darauf, meinen Kleiderschrank nur noch auf meine Lieblingsteile einzudampfen. Immerhin: 6 Teile sind schon aus dem Haus 🙂

Zugegeben, mit meinem project333 reite ich auch auf Zahlen herum.

Aber in Wirklichkeit sind die Zahlen eher zweitrangig. Mir geht es darum, nur noch Sachen um mich zu haben, die meinem Leben einen echten Mehrwert hinzufügen. Sachen, die ich wirklich nutze und/oder schön finde – frei nach William Morris.

Zahlen haben dabei nur einen Vorteil: Sie sind messbar, bieten klare Vorgaben und motivieren.

Aber unter uns: Wenn ich nur 25 Teile finde, die überflüssig sind, werde ich sicher nicht auch noch 5 Lieblingsteile ausmisten, um die Planzahl 30 zu erfüllen 😉

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Cluttermonster

Ich war dieses Jahr auf keiner Halloween-Party. Dafür habe ich ein echtes Monster erlegt.

Als wir es vor zehn Jahren gekauft haben, um eine zu leere Ecke im Wohnzimmer aufzuhübschen, sah es ganz knuffig aus.

Im Laufe der Jahre wurde es immer größer. Breitete sich schamlos in alle Richtungen aus und verdeckte am Ende das komplette Fenster und mindestens vier Quadratmeter Wohnzimmer. Mir war das Monster schon länger ein Dorn im Auge. Dummerweise war das Ding teuer in der Anschaffung gewesen und der Liebste wollte es nicht entsorgen. Mir tat es auch ein bisschen leid. Schließlich war es ein Lebewesen, das tapfer vor sich hinwuchs, obwohl es längst nicht mehr geliebt und ordentlich gefüttert wurde.

Aber nachdem letzte Woche unser Wohnzimmer einen neuen Anstrich bekommen hatte, war ich entschlossen, das Biest zur Strecke zu bringen. So entschlossen, dass selbst der Liebste nicht mehr intervenierte.

Es gab einen kurzen Kampf. Danach war das Monster besiegt und ich von oben bis unten mit seinem klebrigen weißen Blut beschmiert.

Welch ein befreiendes Gefühl, als der monströse Gummibaum endlich weg war! Wie schön, wieder das Fenster und die herbstlich-bunte Landschaft draußen zu sehen! Mir wurde erst in diesem Moment klar, wie sehr mich dieser ausladende Urwald an Blattwerk und Geäst in den letzten Jahren gestört hatte. Aber weil ich ihn nicht einfach so in die Tonne stopfen konnte, habe ich das verdrängt.

Da habe ich mal wieder etwas übers Decluttern gelernt:

Große und/oder teure Dinge, die man nicht mehr liebt,  können der schlimmste Clutter überhaupt sein. Weil man sie nicht so leicht los wird. Und vielleicht auch nicht alleine über ihre Abschaffung bestimmen kann.Versunkene Kosten sind ja so ein klassischer Grund, an Dingen festzuhalten, die man eigentlich am liebsten gar nicht mehr hätte.

Aber es lohnt sich, einen sauberen Schnitt zu machen und sie loszuwerden. Das Geld ist sowieso weg. Da muss man sich nicht auch noch jahrelang über das Zeug ärgern.

Also, seid mutig und trennt euch von Pflanzenmonstern oder häßlichen Möbeln! Es ist ungeheuer befreiend. Und im Zweifelsfalls ist Leere besser als die Gegenwart belastender Dinge.

PS: Es ist nicht so, dass wir die letzten Jahre in Dunkelheit verbracht hätten. Das Wohnzimmer hat drei große Fenster 😉

 

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Minimalistische Inspiration

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Quelle: stylizimoblog.com

 

Eigentlich ist es (aus Textersicht) gemein. Aber wahr.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.

Zumindest kann es sehr viel direkter wirken als 1000 Worte. Wumm, übers Auge in Sekundenbruchteilen direkt ins Hirn und dann ab ins Bauch-Hirn, wo es ein ausgesprochen gutes und richtiges Gefühl auslöst.

Ist mir heute morgen gerade passiert, als ich Morgan Shanahans Post  „15 Minimalist Hacks to Maximize Your Life“ anklickte und kopfüber in eine wunderschöne minimalistische Design-Bildwelt stoplerte.

Natürlich sind die Texte auch gut und richtig. Aber was zuerst im Kopf hängen bleibt, sind die Bilder. Sicher, sehr perfekt. Aber trotzdem sehr inspirierend. Ich wäre am liebsten direkt nach Hause gerannt, um mit Aufräumen, Wegwerfen und neu Streichen (was ich ohnehin vorhabe) zu beginnen.

Vielleicht brauchen wir einfach mehr Visuelles, das den Reiz eines einfacheren, müllbefreiten, minimalistischen Lebens wiederspiegelt. Selbst wenn es ein wenig schöner ist als die Realität.

 

Quelle: normcph.com

Quelle: normcph.com

 

Quelle: remodelista.com

Quelle: remodelista.com

 

Ich habe hier nur ein paar Fotos zum Anteasern gemopst. Wenn ihr noch mehr Bilder und natürlich die zugehörigen Texte lesen wollt, empfehle ich wärmstens Morgans Post hier.

Und Mädels: Macht bloß nicht den Fehler, den ich früher nach dem Betrachten dieser Fotos prompt gemacht hätte. Nämlich erstmal ein paar minimalistisch designte Dekostücke shoppen. So ist das nicht gemeint!

 

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Sechzig.

Sechzig unterschiedliche Teile habe ich im September getragen. Inklusive Schuhen, Schmuck und Accessoires. Exklusive Unterwäsche und Sportkleidung. Das sagt meine project3xx-Vorrunden-Tabelle.

Sechzig.

Das ist doch immerhin eine konkrete Zahl. Allerdings weit entfernt von 33. Vor allem, wenn diese 33 Teile für 3 Monate reichen sollen wie im project333 vorgesehen. Mir ist immer noch völlig unklar, wie das gehen soll.

Nun hat sich das Septemberwetter ja sehr vielseitig gezeigt. Mal kam schon ein kühler Gruß aus der Herbstwetterküche. Mal schien der Sommer etwas nachholen zu wollen. Und dann kann ich nicht widerstehen: Noch ein letztes Mal luftig-leichte Hosen, Shirts, Ballerinas und Sneakers tragen bevor die Wintersaison endgültig einzieht. Aber das bläht natürlich die Zahl der getragenen Teile auf.

Allerdings habe ich auch keine Lust, mich an den letzten schönen Spätsommertagen in zu warmen, dunklen Hosen und Stiefeletten schwitzend im falschen Film zu fühlen. Oder umgekehrt in Ballerinas und Dreiviertelhosen im kalten Regen zu bibbern. Das ist für mich eine Frage der Lebensqualität.

Eines ist mir dabei klar geworden:

Wenn so etwas wie project333 für mich überhaupt durchführbar ist, dann im Winter. Denn das Winterwetter hat auch Vorteile: Es ist verlässlich kalt und ungemütlich. Das grenzt das kleidertechnisch zu bedienende Wetterspektrum doch angenehm ein.

Außerdem sollte man sich nicht von den Zahlen paralysieren lassen. Project333 ist ein zeitlich begrenztes Lifestyle-Experiment. Und die Zahlen biege ich mir so hin, dass es für mich passt (und dabei immer noch eine Herausforderung ist).

Im Kern geht es doch darum: Ich will erleben, wie es sich anfühlt, mit viel weniger Kleiderauswahl auszukommen.

Wird es befreiend sein? Oder sehr bald langweilig? Was werde ich vermissen?

Eine Menge Fragen. Ich bin gespannt, wohin mich das führt.

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Project333 oder project345 oder was?

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Project333? Früher habe ich es eher so gehalten: Von jedem netten Teil lieber gleich drei Varianten kaufen …

Schon lange bevor ich diesen Blog gestartet habe, bin ich über Courtney Carvers project333 gestolpert und war gleichzeitig fasziniert und entmutigt.

Drei Monate lang nur 33 Teile tragen – wie bitte soll das gehen? Ich habe mir das ganz schön öde vorgestellt. Und ist es nicht pure Verschwendung, all die schönen anderen Sachen einfach so im dunklen Kleiderschrank schmachten zu lassen? Finanzielle Verschwendung und eine Verschwendung von Möglichkeiten?

Ja, die Möglichkeiten. Die sind Segen und Fluch zugleich. Sicher wäre es schlimm, keine Wahlmöglichkeiten im Kleiderschrank zu haben. Oder noch viel schlimmer: im Leben überhaupt nie wählen zu können, was man will. Aber ich muss zugeben, dass mich die unfassbare Vielzahl an Optionen, mit denen ich mich täglich auseinandersetzen muss, immer mehr nervt und überfordert.

Schon wieder ein neues iPhone, ein neues Portal, um Fotos oder sonstwas zu sharen, ein neuer Modetrend, ein neues Kochbuch mit 100 tollen Rezepten (dabei habe ich die gefühlt 5.000 Rezepte aus den anderen tollen Kochbüchern noch nicht mal ansatzweise auch nur ein ganz klein wenig ausgeschöpft) …

Ich muss jeden Tag so viele Entscheidungen treffen, dass ich den Gedanken, zumindest einige Teile meines Lebens radikal zu vereinfachen, immer anziehender finde.

Womit wir wieder beim Kleiderschrank und project333 wären. Ich traue mich immer noch nicht, das jetzt einfach mal durchzuziehen. Aber ich denke, ich habe endlich den Hauptgrund dafür am Schlafittchen: Meine Bedenken rühren vermutlich vor allem daher, dass ich null Ahnung habe, wo ich eigentlich jetzt gerade stehe.

Ja, ich habe keinen blassen Schimmer,  wieviele unterschiedliche Teile ich momentan so im Monat trage. Wenn ich mir keinerlei Einschränkung auferlege und einfach das anziehe, worauf ich Lust habe. Sind es 60, 70, 100 oder sogar mehr? Zu schaffen wäre das mit meiner Garderobe schon.

Deshalb habe ich für den September ein kleines Vorab-Erbsenzähler-Experiment gestartet. Ich notiere mir in einer kleinen Excel-Tabelle alle Teile, die ich trage und wie oft ich sie trage. Dabei erfasse ich nur die „offiziellen“ Kleidungsstücke, die ich im Büro oder draußen unter Leuten trage. Unterwäsche, Sportkleidung und häusliche Schlunz-Shirts und -Jeans zählen nicht mit.

Ich halte das für absolut sinnvoll. Wenn man abnehmen will, stellt man sich ja vorher besser auch auf die Waage, um zu wissen, wo man steht und um festzulegen, wo man hin will.

Die Ergebnisse meines kleinen Statistik-Experiments könnten in der Tat sehr erhellend sein. Ich bin nämlich heute, am 19. September, gerade mal bei 42 unterschiedlichen Teilen. Jedes Teil habe ich bisher im Schnitt 2,45 Mal getragen. Oha, das ist doch von den 33 Teilen nicht sooo weit entfernt!

Ich werde dieses Experiment auch noch im Oktober weiterführen und dann  für drei Monate den Ernstfall starten: Eine bestimmte Anzahl Teile aussuchen und den Rest wirklich wegpacken. Ob es 33 werden, lasse ich derzeit noch offen. Uns ist ja allen klar, dass die Zahl 33 willkürlich und eher aus Marketinggründen von Courtney gewählt wurde. Weil project333 halt so schön cool klingt.

Aber schließlich ist jeder Mensch verschieden. Vielleicht ist ja project345 für mich richtiger? Oder für dich project366 schon eine Riesenherausforderung? Jeder sollte das für sich entscheiden.

Ich halte euch auf dem Laufenden, was meine Erbsenzählerei betrifft und worauf mein Ernstfall-Projekt dann hinausläuft. Schreibt doch auch mal einen Monat lang auf, was ihr  tatsächlich anzieht. Am Ende seid ihr von 333 oder 345 oder 366 gar nicht so weit entfernt?

 

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Konsumrebellion reloaded!

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Hier war es eine ganze Weile ziemlich still. Und das lag nicht nur an mangelnder Zeit.

Ich hatte in den letzten Monaten so meine Zweifel, ob dieses ganze Konsumrebellions- bzw. Minimalismus-Ding überhaupt der richtige Weg für mich ist. Also bin ich ein wenig auf Distanz gegangen und wollte mal schauen, was so passiert.

Zuerst einmal ist passiert, dass ich (wiedermal) zu viel Geld ausgegeben habe. Dabei gäbe es bei mir gerade diverse Gründe, lieber etwas mehr zu sparen.

Also waren die ganze Shoppingdiät und all die schönen Gedanken über weniger Konsum  total für die Katz?

Nein, das waren sie nicht. Bestimmte Muster, die früher so unbewusst abgelaufen sind, sind mir heute bewusst. Und eigentlich war mir die ganze Zeit klar, dass mich Kaufen und blaue Pillen schlucken keinen Schritt weiter zu dem bringt, was mich wirklich glücklich macht.

Was mir fehlt, ist definitiv nicht irgendwelches Zeug. Mir fehlt vor allem Zeit oder besser: mehr Freiheit, über meine Zeit selbst zu bestimmen. Wenn man jeden Wochentag zwischen 8 und 20 Uhr mit Arbeiten oder dem Weg zur Arbeit blockiert ist, bleibt nicht viel übrig für Familie, Freunde, Sport, Hobbies, entspanntes Kochen oder gar irgendwelches Engagement im Ort. Von der Zeit für einen kleinen Hund ganz zu schweigen.

Und damit stehe ich ganz sicher nicht alleine da.

Es dauerte also nicht lange, bis die Gedanken an Minimalismus, Decluttern, Vereinfachen etc. wieder auftauchten und verdammt viel Sexappeal gewannen. Und ein paar sehr lesenswerte Bücher zu diesen Themen rückten auch meine Perspektive in eine andere Richtung.

Deshalb wird hier auch nicht mehr von ShoppingDIÄT, KonsumVERZICHT oder ähnlichem die Rede sein.

Es geht nämlich nicht ums Verzichten, sondern ums Gewinnen.

… was allerdings nicht heißt, dass es in diesem Kontext nicht sinnvoll wäre, wiedermal eine Zeitlang ganz bewusst eine Shoppingpause einzulegen. Aber dazu später.

Eines will ich allerdings noch dringend loswerden: Vielen Dank an alle, die trotz meiner monatelangen Scheibfaulheit den Blog weiter fleißig besucht haben. Am Ende hat mich sogar jemand vermisst und gefragt, ob ich nicht wieder schreiben will 😉

Ja, ich will. Denn das Thema scheint ja nicht nur für mich wichtig zu sein.

 

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Greta und die Krise

Dass die Welt seit Jahren aus vielfältigsten Gründen auf einen Abgrund zusteuert, dürfte eigentlich nur den blindesten Blindfischen und den sorglosesten Susi-Sorglos-Exemplaren entgangen sein.

Und deshalb schadet es ja nicht, sich gelegentlich mal ein Buch reinzuziehen, das die Krisen und ihre Ursachen durchleuchtet. Ich sage bewusst KRISEN, denn wir sind ja nicht nur mit einer Finanzkrise konfrontiert. Es gibt noch viel substanziellere Probleme als die Tatsache, dass uns irgendwann das ganze wertlose Papier- und Computergeld um die Ohren fliegen wird.

Aber so informativ diese Bücher auch sind: Sie haben meistens den gravierenden Nachteil, den Leser frustriert und hilflos zurück zu lassen. Denn was kann man schon tun?

Die meisten Bücher nutzen 90% der Seiten, um den düsteren Status Quo und die noch düstereren Aussichten auszubreiten. Dann folgen meist 10% sogenannte Lösungsansätze zur Rettung der Welt bzw. des Finanzsystems und des eigenen Vermögens.

Alles, was darauf abzielt, was die Politik tun müsste, kann man sowieso vergessen. Weil die Politik eh nichts anderes tun wird als bisher.

Aber bei dem, was man selbst tun kann, wird’s auch nicht interessanter und tröstlicher. Denn es läuft im Wesentlichen immer auf das Gleiche hinaus: Vorräte anlegen und Vermögen retten.

Sicher ist es sinnvoll, für mehr als einen Tag Lebensmittel und Wasser im Haus zu haben. Aber es glaubt doch wohl keiner ernsthaft, er könnte sich einfach friedlich monatelang durch seine Vorräte futtern, wenn draußen die Nachbarn verhungern (wobei dies sicher ein Extremszenario darstellt).

Und was die Rettung des Vermögens angeht: Ähem, welches Vermögen überhaupt? Mir fehlen schlicht die finanziellen Mittel, die ich in Edelmetalle, Immobilien, Wälder und Felder umschichten soll.

Ich nehme an, das geht den meisten meiner LeserInnen so. Denn selbst wenn ich in den letzten Jahren erheblich weniger konsumfreudig gewesen wäre, hätte ich dieses Geld nicht.

Und hier kommt Greta ins Spiel.

Als ich Nunus Buchtipp zu „Apokalypse jetzt“ von Greta Taubert las, dachte ich im ersten Moment aus den oben genannten Gründen: Och nee, nicht noch ein Weltuntergangsbuch!

Aber Gretas Buch ist anders. Greta macht sich wegen der allgegenwärtigen Krisennachrichten auch Sorgen. Aber sie dreht die Krisen nicht zum hundertsten Mal durch den literarischen Fleischwolf, sondern schreitet lieber zur Tat und stellt sich der einzig wahren Frage: Wie lerne ich, auch in einer heftigen Krise zu überleben?

Dazu führt sie einen einjährigen Selbstversuch durch, in dem sie praktisch jedem auf den Pelz rückt, der ihr in dieser Sache weiterhelfen könnte. Und der Bogen ist weit gespannt vom Prepper über gutgelaunte Urköstler, Waldschrate, Containertaucher, urbane Gärtner, in Bauwagen lebende Berufsraver, Alt-68er-Kommunarden bis hin zum Stadtjäger. Sogar nach Spanien trampt sie, um dort am eigenen Leib zu erleben, wie sie in einem krisengeschüttelten Land ohne Geld durchkommt.

Es ist wahnsinnig interessant und macht Spaß, Greta auf ihrer Reise zu begleiten – auch wenn bei weitem nicht jede vermeintliche Krisenlösung nachahmenswert ist. Aber das behauptet Greta auch nicht. Sie ist schonungs ehrlich – und hat dabei einen sehr angenehm trockenen Humor.

Aber das beste an diesem eigentlich ganz und gar nicht apokalyptischen Buch ist, dass man diesmal nicht frustiert und ängstlich zurückbleibt. Denn es zeigt, dass sie besten Krisenvorbereitungsstrategien uns auch heute schon sehr gut tun können: weniger Konsum, mehr selber machen und vor allem mehr Gemeinschaft.

Fazit: Klarer Lesetipp!

 

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Haben versus Sein.

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Ich habe hier lange nichts von mir hören lassen.

Ich könnte jetzt sagen, ich hatte keine Zeit. Aber das stimmt nicht. Ich hatte eine Schreibblockade. Weil ich mit mir uneins war.

Darüber, wie weit man (oder besser: ich) Konsumverzicht sinnvollerweise treiben sollte. Darüber, wie weit ich mich eigentlich von unserer Gesellschaft, die nun mal eine Konsumgesellschaft ist, entfernen wil. Und natürlich auch darüber, wie es mit diesem Blog weitergeht. Denn seien wir mal ehrlich: mein Kleiderschrank, Berichte über Dinge, die ich gekauft oder nicht gekauft habe und gelegentliches Konsumwahn-Bashing sind nun auch nicht so superspannend.

So ganz klar bin ich mir über das alles immer noch nicht.

Aber heute morgen im Bahnhofs-Presseshop sprang mich dieser Zeitschriftentitel an, an dem ich natürlich nicht vorbeigehen konnte:

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Praktischerweise gibt es hier den Leitartikel zum Thema „Haben versus Sein“ als PDF. Und dieser intelligente, komplett ideologiefreie Aufsatz passt wie die Faust aufs Auge zu den Gedanken, die mich seit einiger Zeit umtreiben und für eine handfeste konsumrebellische Schreibblockade gesorgt haben. Vermutlich hatte er befreiende Wirkung, denn ich kann wieder schreiben 😉

Ich habe nämlich schon immer so meine Bauchschmerzen mit exzessivem Minimalismus und totaler Ablehnung von Habseligkeiten. Nicht nur, weil ich sicher eher ein Genussmensch bin. Ich frage mich einfach, ob das sinnvoll ist. Wenn man wie ich die ersten zwanzig Jahre seines Lebens in einem Mangelwirtschafts-Land verbracht hat, weiß man, dass fehlendes Konsumangebot nicht primär befreiend ist. Es hindert die Menschen auch an der Selbstentfaltung.

Wenn ich keinen Rechner habe, kann ich nicht bloggen. Wenn ich keine gescheite Fotoausrüstung habe, kann ich nicht gut fotografieren. Ohne Farben und Untergründe  kann ich nicht malen. Und ohne schöne Wolle macht das Stricken keinen Spaß (na ja, nicht, dass ich stricken würde).

Haben sich die Aufmerksamen unter euch gewundert, dass ich so ein altmodisches Wort wie „Habseligkeiten“ verwende? Das hat seinen Grund. Der Artikel löst nämlich zum Schluß den scheinbaren Widerspruch zwischen Haben und Sein sehr schön auf und definiert dabei, was man haben sollte und was nicht:

Habseligkeiten sind jene Dinge, die zu haben sich lohnt, weil sie das Sein verändern. Auf alles andere kann man verzichten.

Fazit: Es geht nicht darum, jegliches Haben (und Habenwollen) abzulehnen. Es geht darum, Haben und Sein zu einer gelungenen Synthese zu verbinden. Das ist natürlich immer noch keine praktisches Rezept für den Alltag. Man muss schon selber nachdenken, welche Habseligkeiten das eigene Sein (positiv) verändern.

Trotzdem eine klare Leseempfehlung – zumal man den Artikel ja nicht mal kaufen muss, um ihn zu haben 😉

Ein schönes Wochenende euch allen

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Frohe Ostern!

Möhren-Gugl/Möhren-Muffins

Ich weiß, ich habe mich hier in letzter Zeit rar gemacht.

Das bedeutet aber nicht, dass ich von der Bildfläche verschwunden wäre oder mich die Konsumrebellion nicht mehr interessiert. Ich habe neue interessante Bücher zum Thema entdeckt und mir schwirren eine Menge konsumrebellischer Gedanken im Kopf herum, die ich nur mal sortieren und zu Papier bringen – äh, in die Tastatur hacken – müsste.

Das werde ich vor Ostern aber nicht schaffen und zu Ostern schon gar nicht.

Also bleibt mir vorerst nur, euch wunderbare Ostern zu wünschen und zum DIY in Form des Backens dieser leckeren Mini-Möhren-Gugl aufzurufen 🙂

 

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Die Vielfalt ist weiter im Rennen.

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Wer sagt denn, dass es nichts bringt, sich zur Wehr zu setzen?

Heute morgen fand ich eine sehr erfreuliche Mail von Victoria Zedlacher (Global 2000/Arche Noah) in meinem Postfach: Die umstrittene EU-Saatgut-Verordnung, über die ich im letzten Jahr hier und da stinkwütend war, ist abgeschmettert worden.

Ohne die 800.000 Stimmen, die sich in Petitionen europaweit dagegen ausgesprochen haben, wäre das nicht passiert – und die fiesen hochgezüchteten, teilweise genmanipulierten Sorten von Monsanto & Co. wären bald die einzig legalen.

Wenn ich beim Schreiben nur daran denke, fühle ich meinen Blutdruck schon wieder im Ansteigen begriffen.

Aber jetzt freue mich lieber, dass die Vielfalt im Rennen bleiben darf …

und werde in diesem Jahr in meinem Garten durch den Anbau alter, samenfester Gemüsesorten meinen klitzekleinen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten. Mit völlig egoistischen Hintergedanken übrigens – denn die alten Sorten schmecken einfach besser und geben viel interessante Fotoobjekte ab als der Industrie-Einheitskram.

Ob und wie mir das so gelingt,  könnt Ihr von Zeit zu Zeit auch auf meinem Blog seasonette lesen.

Für alle, die es interessiert, hier der Original-Wortlaut der Erfolgsmeldung von Victoria Zedlacher.

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