Kürzlich stand meine Mama andächtig vor meiner Stiefelsammlung und meinte, das wäre ja ein Vermögen. Wahrere Worte wurden nie gesprochen.Vor allem angesichts der Tatsache, dass sie nur die Stiefel gesehen hatte, die nicht in den Schuhschrank passen.
Aber egal. Recht hat sie. Und zwar in doppelter Hinsicht.
Gute Stiefel sind teuer. Und ich habe für die Sammlung tatsächlich eine Menge Geld ausgegeben. Aber Stiefel sind aus meiner Sicht die einzigen Schuhe, für die sich das wirklich lohnt. Weil man sie garantiert den ganzen Herbst und Winter tragen kann. Und das, wenn man sie gut pflegt, über viele Jahre. Also kosten sie nicht nur ein Vermögen, sie stellen auch eins dar.
Womit wir auch schon bei einem Aspekt des project333-Dilemmas wären. Zumindest wenn man das Projekt in der Originalfassung von Courtney Carver durchziehen will: also 3 Monate lang insgesamt nur 33 Teile (inklusive Schuhe und Accessoires) tragen.
Zum Glück habe ich mich nicht voreilig aus dem Fenster gelehnt, sondern erst ein bisschen Erbsenzählerei betrieben. Mit sehr erhellenden Ergebnissen:
Im September habe ich 60, im Oktober 63 und im November 51 unterschiedliche Teile getragen. Und da bin ich schon halbwegs minimalistisch an die Kleiderwahl herangegangen. Ergo: 33 Teile pro Monat sind wirklich SEHR wenig. Zu wenig für mich. Und 33 Teile für 3 Monate geht gar nicht.
Ich finde es schlicht unsinnig, aus Gründen reiner Zahlenwichserei (Tschulligung für den herben Ausdruck) den ganzen Winter über locker die Hälfte meiner Lieblingsklamotten im Schrank versauern zu lassen. Zum Beispiel meine Stiefel. In meinen Augen ist das pure Ressourcenverschwendung. Und Selbstkasteiung, zu der ich nun mal gar nicht neige.
Aber ich habe immer noch zu viel im Schrank.
Nicht alle Stiefel meiner Sammlung liebe ich heiß und innig. Trotz diverser Declutter-Runden dümpeln noch Hosen, Jacken, Röcke etc. in meinem Schrank herum, auf die ich ohne jegliche Schmerzen verzichten könnte. Weil ich sie sowieso nicht (mehr) anziehe.
Und da sie nicht geneigt sind, von selbst zu verschwinden, muss ich mir einen Motivationsschub verpassen. Also habe ich Anfang November doch ein project333 gestartet. Aber nach meinen eigenen Regeln, die da wären:
3 Monate keine Klamotten, Schuhe, Accessoires shoppen. Denn offensichtlich habe ich mehr als genug. Ok, leichte Übung nach einem ganzen Jahr Shoppingdiät.
Mindestens 30 Teile ausmisten.
Und für einen einzigen Monat werde ich es doch tun. Weil ich neugierig bin, wie es sich anfühlt: Im Januar wirklich mit nur mit 33 Teilen auskommen.
Jetzt stecke ich bereits mittendrin in meinem project333:
Das Nicht-Shoppen finde ich wieder seeeehr entspannend. Jede Sache, über die man vor Weihnachten nicht nachdenken muss, ist eine Erleichterung und erhöht deutlich den Genuss der Adventszeit.
Etwas schwieriger gestaltet sich das Ausmisten. Aber das hat vor allem zeitliche Gründe. Eigentlich bin ich ziemlich wild darauf, meinen Kleiderschrank nur noch auf meine Lieblingsteile einzudampfen. Immerhin: 6 Teile sind schon aus dem Haus 🙂
Zugegeben, mit meinem project333 reite ich auch auf Zahlen herum.
Aber in Wirklichkeit sind die Zahlen eher zweitrangig. Mir geht es darum, nur noch Sachen um mich zu haben, die meinem Leben einen echten Mehrwert hinzufügen. Sachen, die ich wirklich nutze und/oder schön finde – frei nach William Morris.
Zahlen haben dabei nur einen Vorteil: Sie sind messbar, bieten klare Vorgaben und motivieren.
Aber unter uns: Wenn ich nur 25 Teile finde, die überflüssig sind, werde ich sicher nicht auch noch 5 Lieblingsteile ausmisten, um die Planzahl 30 zu erfüllen 😉